Wie die Natur uns hilft: Mit der industriellen Revolution begann die Menschheit, die CO2-Menge in der Atmosphäre gewaltig zu erhöhen. Die stetig zunehmenden anthropogenen CO2-Emissionen der letzten 200 Jahre haben die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um den Faktor 1,5 erhöht.[1] Das führt nicht nur zur Erwärmung, sondern auch zu einer erhöhten CO2-Absorption durch Ozeane und Landpflanzen.[2][3]
Diese Wirkung wird für viele Jahrzehnte im ungefähr gleichen Umfang (20 Milliarden Tonnen jährlich) anhalten, auch wenn die Emissionen künftig zurückgehen. Die Natur hilft uns also und eröffnet uns damit die Möglichkeit zu einem bürger- und wirtschaftsfreundlichen Klimaschutz.
Das Potenzial der Senken
Aus verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Gründen schwinden die Erfolgschancen des Projekts einer vollständigen Dekarbonisierung bis 2050 zusehends. Droht der Menschheit deshalb der baldige Untergang? Nein, dank der beiden grossen natürlichen CO2-Senken, den Ozeanen und den Landpflanzen. Seit Beginn der Industrialisierung nehmen diese einen bedeutenden Teil unserer Emissionen auf, zurzeit rund die Hälfte.[2] So gesehen erreichen nur die anderen 50 Prozent tatsächlich die Atmosphäre. Leider genügen auch sie immer noch für die Verschärfung des Problems.
Gelänge es, den Anstieg der CO2-Konzentration zu stoppen, wäre dies ein erster wichtiger Schritt zur Lösung des Klimaproblems. Dazu müssten die Emissionen auf jene Menge gesenkt werden, welche die Ozeane und Landpflanzen aufgrund der hohen Konzentration derzeit jedes Jahr aufnehmen.
Entscheidend ist nun zu verstehen, dass bei einem Rückgang der Emissionen von heute 40 auf 20 Milliarden Tonnen die Absorption weiterhin 20 Milliarden Tonnen betragen wird – genau wegen der zunächst noch für Jahrzehnte anhaltenden hohen CO2 Konzentration in der Atmosphäre, von welcher die Absorption direkt abhängt. Oder mit anderen Worten: wenn Emissionen und Absorption ein Gleichgewicht erreichen, steigt die CO2-Konzentration nicht mehr an, und die Erwärmung ist gestoppt.[3] Das entspricht auch dem Wortlaut des Pariser Klimaabkommens.[4] Darin bedeutet «Netto-Null» das Gleichgewicht zwischen den menschlichen Emissionen und der CO2-Aufnahme durch die natürlichen Senken.

Wie die Natur uns hilft
Doch dann begann die Menschheit, die CO2-Menge in der Atmosphäre gewaltig zu erhöhen. Man stelle sich dazu zwei Gasbehälter vor, in denen jeweils ein unterschiedlicher Druck herrscht und die über ein Rohr miteinander verbunden sind; einer repräsentiert die Ozeane, der andere die Atmosphäre. Für den Druckunterschied zeichnen die anthropogenen Emissionen verantwortlich. Deshalb fliesst so lange Gas von dem Behälter mit höherem Druck in den mit niedrigerem, bis sich ein Druckausgleich einstellt. Doch bis heute hat sich der CO2-Druck in der Atmosphäre durch den Einfluss des Menschen um knapp die Hälfte erhöht, während er sich in den Ozeanen nur um zwei Prozent erhöht hat. Der „Gasbehälter“ Weltmeere ist nämlich um einiges grösser als der „Gasbehälter“ Luft – und selbst alles jemals emittierte CO2 der Menschheit würde den Druck dort nur geringfügig erhöhen.
«Klimamodelle dürfen keine Geheimwissenschaft sein.»
Prof. Dr. Gerd Ganteför
Je höher der Druck, desto höher die Aufnahme
Solange dieser erhebliche Druckunterschied existiert, nehmen die Ozeane CO2 aus der Atmosphäre auf, wobei die jährliche Menge proportional zum Gefälle ist. Das zeigen die Daten seit Beginn der industriellen Revolution.[5]
Die Aufnahmefähigkeit der Ozeane ist praktisch unbegrenzt: In der Erdvergangenheit haben sie schon wesentlich grössere Mengen an CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen und über diverse Prozesse in Kalk umgewandelt. So entstanden etwa die Kalkalpen und die Kreidefelsen von Dover.
Vom Klimagas zum Pflanzendünger
Bei der zweiten großen Senke, den Landpflanzen, bewirkt die erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre einen Düngeeffekt: Bei doppeltem Druck wachsen sie doppelt so schnell.[6]
Wachstum bedeutet konkret, dass CO2 über die Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen und in Biomasse, wie zum Beispiel Holz, umgewandelt wird. Satellitenmessungen bestätigen diesen Düngeeffekt.
Die Erde ist in den letzten Jahrzehnten richtiggehend ergrünt, und bei diesem Prozess haben die Landpflanzen gigantische Mengen an CO2 absorbiert.[7]
Zu schön, um wahr zu sein?
Obwohl die beiden CO2-Senken in den Berichten des Weltklimarats (IPCC) ausführlich behandelt werden, finden sie in der öffentlichen Debatte kaum Erwähnung. Der Grund hierfür ist, dass die Klimamodelle seit vielen Jahrzehnten den raschen Kollaps der Senken prognostizieren. Ihre Vorhersagen haben sich aber immer wieder als falsch erwiesen[8], weil die Modelle auf unzutreffenden Annahmen beruhen.
Die Ozeane und Landpflanzen werden in den Simulationen als viel zu kleine und zu simple Gasbehälter angenähert. Doch das wird den tatsächlichen Prozessen nicht gerecht. Dieselben unzutreffenden Annahmen führen direkt zu den bekannten drastischen Forderungen der Klimabewegung.
Klimaschutz ohne Ärger und Armut
Träfe das oben Gesagte zu, müsste die Welt ihre Emissionen nur noch um rund 50 Prozent absenken, statt wie bisher gefordert auf absolut null. Dazu würde es beispielsweise genügen, die alten Kohlekraftwerke durch moderne Gaswerke zu ersetzen. Immer noch wäre ein weiterer Ausbau von Sonnen- und Windenergie nötig, aber nicht so stark, dass die Strompreise unerschwinglich werden. Auch müssten die Betriebe ihre Emissionen lediglich halbieren und könnten so ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten. Die Konsequenzen für Energie, Industrie, E-Mobilität, den Gebäudesektor und Flugreisen wären weitreichend.
Ein Plädoyer für Transparenz
Klimamodelle dürfen keine Geheimwissenschaft sein. Die bisherige Forschung sollte deshalb auf die wissenschaftlich korrekte Berücksichtigung der Senken überprüft und dabei offengelegt werden, auf welchen Annahmen die Prognosen des raschen Versagens ihrer Absorptionsfähigkeit beruhen. Diese sind nebst den errechneten Ergebnissen transparent darzustellen und für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar zu erklären. Denn ihre Prognosen betreffen uns alle.
Prof. Dr. Gerd Ganteför
Hinweis: Quellenangaben am Schluss des Beitrags.
Interview mit Gerd Ganteför, Autor «Plan B für das Klima»
SICHTWEISENSCHWEIZ.CH hat nachgefragt. Als Wissenschaftler, Autor, Redner und Youtuber bewegt sich der Professor für Experimentalphysik i. R. heute im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Beratung, Öffentlichkeit und Wirtschaft. Hier das Interview.
Mit Klimaaktivisten, -journalisten und -politikern haben Sie zumindest etwas gemeinsam: Alle berufen sich auf wissenschaftsbezogene Berichte des Weltklimarats (IPCC — Intergovernmental Panel on Climate Change). Wie erklären Sie sich, dass Sie mit dem «Plan B für das Klima» zu teils völlig anderen Schlussfolgerungen kommen?
Gerd Ganteför: «Wir haben es bei der Klimawissenschaft nicht mehr mit einer neutralen Naturwissenschaft zu tun, die nach bestem Wissen und Gewissen um Wahrheit und Verstehen ringt. Ein Teil der Klimaforschung und insbesondere den, der im IPCC organisiert ist, liefert die naturwissenschaftliche Basis für die drastischen Einschränkungen, Verbote und Verteuerungen, die der Klimaschutz auch für die Schweizer Bürger bedeutet. Nutzniesser sind politische Parteien, die von der Klimapanik leben, ganze Industriezweige, die an der Transformation der Gesellschaft verdienen und auch Journalisten, die mit der Klimapanik hohe Auflagenzahlen erreichen. Das Gefährliche ist die Mixtur aus der echten Klimawissenschaft und der Verzerrung durch politische Interessen. So ist es nur mit grossem Hintergrundwissen möglich, zwischen Ideologie und echter Wissenschaft zu trennen. Das Senkenmodell wird von der politischen Klimalobby absolut abgelehnt, eben weil es die Panik aus dem System nimmt.»
Kritiker des Senkenmodells wenden ein: Das Senken unserer CO2-Emissionen dauert zu lange. Die Senken arbeiten zu langsam. Das Klima kann nicht warten. Wie sehen Sie das?
«Die Senken arbeiten nicht langsam, sondern nehmen uns jeden Tag etwas mehr als die Hälfte unserer CO2– Emissionen ab. Dass sie das überhaupt tun, liegt an dem Überdruck an CO2, den wir in der Atmosphäre erzeugt haben. Es ist erheblich zu viel des Gases in der Atmosphäre und die Natur versucht, ins Gleichgewicht zurückzufinden. Die Geschwindigkeit der Aufnahme hängt von der Höhe des Überdrucks ab: je mehr CO2 in der Atmosphäre ist, umso mehr nehmen die beiden Senken pro Jahr auf. Bei dem aktuellen CO2-Partialdruck von 420 ppm sind es 20 Milliarden Tonnen pro Jahr. Wenn wir unsere Emissionen auf diesen Wert senken, steigt der Druck wenigstens nicht mehr an und der Treibhauseffekt des CO2 wird nicht noch stärker. Bei den vielen teilweise frei erfundenen Gegenargumenten gegen das Senkenmodell muss man die Beweggründe der Klimabewegung berücksichtigen: Die Klimabewegung lebt von der Panik. Das Senkenmodell mildert die Panik.»
Sie sind Physiker. Klimatologie umfasst Analysen und Prognosen zum Klimawandel. Gibt es ein belastbares Merkmal, das Glaubenskrieger und Wissenschaftler in der Klimadebatte unterscheidet?
Gerd Ganteför: «Es gibt einen frappierenden Unterschied in den Verhaltensmustern. In einer normalen Wissenschaft haben Leute unterschiedliche Meinungen, diskutieren höflich darüber und gehen hinterher zusammen essen. In der Klimawissenschaft wird jeder, der eine andere Meinung hat als es die Orthodoxie vorschreibt, persönlich angegriffen und verunglimpft. Das ist typisch für Glaubenskrieger einer Religion, aber einer Naturwissenschaft nicht würdig.»
Sie beobachten den Klimawandel global aus wissenschaftlicher Perspektive. Wie stark ist die Schweiz, ist Europa im Vergleich zu anderen Weltregionen klimapolitisch ideologisiert?
Gerd Ganteför: «Deutschland ist das führende Land, wenn es um die Ideologisierung und politische Nutzbarmachung des Klimaproblems geht. Vergleichbar vielleicht noch mit Kalifornien. In der Schweiz verzichtet man eher auf persönliche Beschimpfungen, wobei es allerdings auch hier fernsehprominente Glaubenskrieger gibt. In Asien, Afrika und Südamerika beobachtet man das Treiben mit einem milden Lächeln. Dort bestehen andere Probleme. Ein Freund in Thailand bemerkte mal lakonisch, dass so viele Schweizer im Winter nach Thailand kommen, weil es dort um rund 15 Grad wärmer ist, sie sich aber gleichzeitig schreckliche Sorgen wegen einer Erwärmung um 2 Grad machen.»
Die Schweiz hat zwar Landschaften. Ozeane hat das Binnenland keine. Welche Klimapolitik empfehlen Sie der Schweiz, um das Potenzial der natürlichen Senken nutzen?
Gerd Ganteför: «Das Klimaproblem ist ein globales Problem. Die meisten CO2 -Emissionen kommen zurzeit aus China und es gibt allerhand Schwellenländer wie zum Beispiel Indien, in denen damit zu rechnen ist, dass die Emissionen stark steigen werden. In der extrem kleinen Schweiz mit einem tausendstel der Weltbevölkerung kann das Klima nicht gerettet werden. Es kann aber mit der Vernunft, der Technologie und der Wissenschaft der Schweiz gerettet werden, wenn beides in der Welt zur Anwendung kommt. Die Schweiz hat zum Beispiel CO2-freien Strom. Dieses Ziel versucht Deutschland seit Jahrzehnten vergeblich zu erreichen. Die Schweiz muss den Blick nach draussen richten und die Menschen in den vielen Ländern unterstützen, in denen mit relativ geringem Geldeinsatz sehr viele Emissionen eingespart werden können und in denen die Senken erheblich verstärkt werden können. Es geht um einen globalen Blick und um internationale Zusammenarbeit.»
Als Alternativen zu den natürlichen werden technische Treibhaussenken, die CO2 direkt aus der Luft entnehmen und speichern, medial befeuert und als Innovation angepriesen. Wie schätzen Sie diese ein ein?
Gerd Ganteför: «Climeworks verstehe ich nicht. Selbst wenn es gelingen würde, mit vertretbarem Geld- und Energieaufwand Milliarden Tonnen an CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre zu extrahieren, ist unklar, was man mit einer Gasmenge von Milliarden Tonnen anfangen will. Wohin damit? Man könnte erstmal demonstrieren, wo eine Million Tonnen CO2 pro Jahr abgespeichert werden könnten. Und das auf zehn Millionen Tonnen pro Jahr steigern. Und dann auf 100 Millionen Tonnen. Und dann auf eine Milliarde Tonnen. Und wenn man dies nochmal um den Faktor zehn steigern würde, ist man bei der Leistung einer der beiden natürlichen Senken. Climeworks ist eine ideologiegetriebene Modererscheinung – mehr nicht.»
Das ETH-Spin-off Climeworks filtert Treibhausgas aus der Luft. Mit seinen technischen «CO2 -Absaugern» konnte das Unternehmen Investoren überzeugen – doch mittlerweile steckt es in einer Krise und muss im Mai 2025 20% der Belegschaft entlassen. Für Sie überraschend?
Gerd Ganteför: «Das passiert regelmässig mit Träumen, die man Menschen mit geringen naturwissenschaftlichen Kenntnissen verkauft. Mich erinnert es an die unzähligen Haarwuchsmittel, die seit Menschengedenken angepriesen werden.»
Auch wenn Climeworks scheitern würde: Wir müssen CO2 aus der Luft entfernen, um Klimaziele zu erreichen. Eine Chance für den Plan B des Klimas?
Gerd Ganteför: «Die Natur entfernt jedes Jahr die Hälfte unserer Emissionen – und das sind unvorstellbare 20 Milliarden Tonnen – aus der Atmosphäre. Wir können ihr dabei mit einem relativ geringen Aufwand helfen. Aber offenbar lässt sich damit nicht so viel Geld verdienen. Aber man kann damit das Problem lösen.»

Sie sind weltweit unterwegs, sind deutsch-schweizerischer Doppelbürger und leben in der Schweiz: Welchen Zusammenhang erkennen Sie zwischen der direkten Demokratie in der Schweiz und der Klimapolitik – etwa im Unterschied zu Deutschland, der Europäischen Union, USA oder China?
Gerd Ganteför: «Ich frage mich in letzter Zeit, woran man eigentlich eine Diktatur erkennt. Im Unterscheid zur Demokratie. Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt, dass in einer Demokratie eine Regierung, die man nicht möchte, leicht abgewählt werden kann. In Europa und auch in Deutschland scheint es für das Volk zunehmend schwierig zu werden, die Politikerkaste dazu zu zwingen, etwas Anderes zu machen als das, was sie sowieso seit Jahrzehnten tut. Zwar haben sich bei den letzten Wahlen die Mehrheiten drastisch verschoben, aber geändert hast sich fast nicht. Um Veränderungen zu verhindern, errichten stattdessen die etablierten Parteien, die sich die Macht teilen, Brandmauern. Es geht weiter wie bisher: Mit der Migration, mit der Klimapolitik und mit vielen andere Dingen. Der Einfluss des Bürgers schwindet in den Demokratien Europas. Nicht so in der Schweiz. Das ist ein enormer Unterschied in meiner Wahrnehmung.»
Wie bewerten Sie die Berichterstattung der Schweizer Medien zum Thema Klima?
Gerd Ganteför: «Es ist etwas sachlicher als in Deutschland, aber immer noch einseitig. Über alles, was die Klimapanik unterstreicht, wird ausführlich berichtet und gute Nachrichten werden nicht gebracht. Die muss man woanders nachlesen. Immerhin wird dem Schweizer Leser oder Zuschauer nicht immer noch gleich mitgeteilt, wie er die Nachricht bewerten soll. Es ist immer noch mehr eine neutrale Berichterstattung, auch wenn die Auswahl der Nachrichten einseitig ist.»
Junge Klimaaktivisten streiken und bezeichnen sich als «Letzte Generation»? Wie begegnen Sie diesen jungen Menschen? Was würden Sie diesen mit auf den Weg geben?
Gerd Ganteför: «Ich hatte im Studium mit Fanatikern der verschiedensten Gruppierungen zu tun. Zum Beispiel mit Basiskommunisten, die für die Abschaffung des Eigentums eintraten. Oder tiefgläubigen Menschen der verschiedensten Religionen. Es ist für mich schwer, mit diesen Menschen zu reden, weil ich als Wissenschaftler versuche, etwas zu verstehen. Ich sage oft, dass ich etwas nicht weiss. Dagegen haben die Fanatiker Dogmen und wissen immer alles ganz genau. Die Dogmen können auch nicht verändert werden. Entweder man akzeptiert die Dogmen oder man ist der Feind. Das Verhalten gehört in eine Zeit vor der Aufklärung.»
Mit dem Plan B für das Klima vertreten Sie einen integralen Ansatz, der die globale Erwärmung nicht als einziges Problem der Weltgemeinschaft ansieht, sondern im Kontext aller Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen anpackt. Warum?
Gerd Ganteför: «Sorry, das ist eine seltsame Frage. Wenn ein Mensch seine Kinder nicht ernähren kann, interessiert er sich nicht für das Klima. Und wenn Krieg ist, interessiert sich niemand mehr für das Klima. Sich auf nur ein Problem dermassen zu konzentrieren ist Fundamentalismus. Alles muss sich den eigenen Glaubensdogmen unterordnen. Die vielen anderen Probleme der Bürger werden von den Fundamentalisten ignoriert.»
Verbreitet ist die Annahme, dass die Natur sich auf keine Deals einlässt. Nur streben Menschen seit jeher danach, ihr Leben verbessern, strapazieren dabei die natürlichen Ressourcen und gefährden damit ihre eigenen Lebensgrundlagen. Im «Senkenmodell» sollen ausgerechnet die Kräfte der Natur den Klimawandel abmildern. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass sich die Natur auf diesen Deal mit der Menschheit einlässt?
Gerd Ganteför: «Die Natur ist keine Person. Sie ist nicht rachsüchtig und auch nicht gutmütig. Sie hat ihre absolut festen und unverrückbaren Naturgesetze. Die Senken richten sich nach den Naturgesetzen, vollkommen egal, ob die Menschen an anderen Stellen den Planeten strapazieren. Für uns ist es eine Chance, dieses Problem, ohne selbst zu verarmen, in den Griff zu bekommen. Glück gehabt würde ich sagen.»
SICHTWEISENSCHWEIZ.CH dankt Professor Gerd Ganteför für das Interview.
Auf Youtube können Sie das Interview mit Prof. Dr. Gerd Ganteför anschauen.
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Mehr erfahren Sie im Buch von Gerd Ganteför: Plan B für das Klima. Mit den Kräften der Natur den Klimawandel bewältigen. Westend 2024.
Kurzporträt Gerd Ganteför

Quellenangaben zum Artikel von Gerd Ganteför
[1] Die berühmte Mauna Loa Messkurve des atmosphärischen CO2: https://gml.noaa.gov/ccgg/trends/
[2] Zu der aktuellen Leistung der Senklern gibt es zwei wichtige Publikationen des IPCC und des Global Carbon Projects. Links: https://www.ipcc.ch/report/ar5/wg1/technical-summary/figts-04-4/ und https://essd.copernicus.org/articles/14/4811/2022/, Figure 3
[3] Zur Zukunft der Senken gibt es eine Publikation des Pioniers des Senkenmodells, Prof. Dr. Wolfgang Eberhardt: M. Vollmer and W. Eberhardt, Eur. J. Phys. 45 (2024) 025803
[4] Das Pariser Klimaschutzabkommen strebt eine Balance aus Emissionen und Senkenleistung an. Link: https://unfccc.int/sites/default/files/english_paris_agreement.pdf
[5] Der CO2 Gehalt in den Weltmeeren, dargestellt in Fig. 5.12 des AR 6 des IPCC. Link: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/figures/chapter-5/figure-5-1
[6] Wachstumsexperimente unter kontrollierten Bedingungen. Link: https://www.science.org/doi/10.1126/science.1220177.
[7] Daten des Modis-Satelliten der Nasa: https://www.nasa.gov/wp-content/ uploads/2016/04/change_in_leaf_area
[8] Publikation US-amerikanischer Klimaforscher in Nature aus dem Jahr 2012: https://www.nature.com/articles/nature11299
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