Die Schweiz – ein Kind der christlichen Kernbotschaft

In der Serie «Menschen fragen, was die Schweiz erfolgreich macht» stellt SICHTWEISENSCHWEIZ.CH dieselben drei Fragen zu den Erfolgsfaktoren der Schweiz stets anderen Menschen.

Der Publizist Giuseppe Gracia analysiert den Einfluss der Religionen auf den Erfolg der Schweiz – früher, heute und zukünftig.


Frage 1: Wie haben Religionen in der Vergangenheit zum Erfolg der Schweiz beigetragen?

Die konfessionelle Vielfalt, ausgehend von der Reformation, führte zum typisch schweizerischen, föderalistisch-pluralistischen System. Über Jahrhunderte haben die beiden grossen Konfessionen Bildung, Rechtsvorstellungen und ein stabiles Sozialwesen im Land geprägt.

Der Umgang mit religiösen Spannungen zwang zu Toleranz und Kompromissbereitschaft, bis hin zur Trennung von Kirche und Staat im 19. Jahrhundert. Dazu muss man sagen, dass die Trennung von Religion und Staat aus dem Christentum selber kommt, auch wenn sich die Kirchen oft der Staatsmacht angedient haben und in Teilen noch heute tun, in der Schweiz wie in Deutschland.

Jesus hat zwischen Kaiser und Gott getrennt. Durch diese klare Trennung wurden Religionsfreiheit und Säkularismus theologisch denkbar und geschichtswirksam. Der Säkularismus ist gewissermassen ein Kind der christlichen Kernbotschaft.


Frage 2: Welche Rolle spielen Religionen heute für den Erfolg der Schweiz?

Mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ist konfessionslos, in manchen Städten über die Hälfte. Für den Erfolg der Schweiz bleibt das Christentum dennoch relevant, weil es eine «himmlische» Garantie für die Menschenrechte bietet.

Geistesgeschichtlich stammen Menschenrechte aus der biblischen Gottesebenbildlichkeit des Menschen, die jeder Person eine unantastbare Würde verleiht. Ohne christliche Religion kann man Menschenrechte zwar ausrufen, aber man kann sie nicht mehr wirklich begründen.

Ohne Gott als absolute Quelle werden alle Werte und Kulturen relativ und vorläufig.

Nur dort, wo die Rechte des Einzelnen ohne Abstriche garantiert werden können, fühlen sich Menschen frei und werden kreativ, was über den Erfolg einer Gesellschaft entscheidet. Geistige Leistungen entstehen auf der Grundlage eines angst- und zwanglosen Herausforderns und Schöpfens. Das bringt Innovation, das bringt Fortschritt.


Frage 3: Was braucht es, was stimmt Sie zuversichtlich, dass die Schweiz auch in Zukunft erfolgreich sein wird? Welche Rolle spielen dabei Religionen?

Im internationalen Vergleich hat die Schweiz ausgesprochen hohe Löhne. Das ist im Welthandel ein Nachteil, weil es für eine Firma hohe Produktionskosten bedeutet. Die hohen Löhne rechtfertigen sich allerdings durch die hohe Qualifikation der Erwerbstätigen und die innovativen Produkte und Leistungen. Diese sind auf den Weltmärkten kompetitiv dank ihrer Qualität, für die ein höherer Preis in Kauf genommen wird.

Die Schweiz ist fundamental auf Innovation angewiesen. Somit hängt ihre Zukunft von freiheitsliebenden Menschen mit starker Identität und Arbeitsmoral ab.

Das Christentum bietet eine seelische Grundlage für eine solche Kultur. Zusammen mit dem Föderalismus, also mit dem Grundsatz der möglichst starken Mitbestimmung und Machtbeteiligung der Menschen vor Ort, wird die Schweiz ein moralisch stabiles Erfolgsmodell bleiben.


Kurzporträt Giuseppe Gracia
Giuseppe Gracia (*1967) ist sizilianisch-spanischer Abstammung, verheiratet und hat zwei Kinder. Der Schweizer arbeitet als Publizist und Kommunikationsberater. Seit 2021 schreibt er monatlich für das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Bis 2007 war er bei der VP Bank Liechtenstein stv. Leiter der Unternehmenskommunikation und bis 2021 zuerst Kommunikationsbeauftragter für das Bistum Basel, dann für das Bistum Chur. Ab Januar 2026 ist er Herausgeber des Magazins «Schweizer Monat».


Buchempfehlungen
Seit 3000 Jahren gibt es kein Volk, das so gehasst wurde wie die Juden. Giuseppe Gracia zeigt, warum Judenhass keine Ideologie braucht, um zu überleben, warum er scheinbar gegensätzliche extreme Gruppen verbindet und warum der Kampf gegen ihn ein Kampf um die Seele des Westens ist.

Mehr erfahren Sie im Buch von Guiseppe Gracia: Wenn Israel fällt, fällt der Westen. Warum der Antisemitismus uns alle bedroht. Verlag Fontis, Basel 2025.

Weitere Bücher von Giuseppe Gracia (Auswahl): «Schwarzer Winter» (2023), «Die Utopia Methode» (2022), «Der letzte Feind» (2020), «Das therapeutische Kalifat» (2018).

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